Zeitungsartikel
Mein tiefes persönliches Mitgefühl gilt auch besonders dem Japanischen Ministerpräsident Naoto Kan, der jetzt ständig im TV über die Atomkatastrophe informieren muss.
Ebenso wie über 100 andere politische Entscheidungsträger in über 30 Ländern hatte auch der Japanische Ministerpräsident Naoto Kan bereits im September 2009 einen eingeschriebenen Brief mit der SolarPeace-Pressemitteilung «Climate Change by Radioactivity» erhalten (Naoto Kan war damals Deputy Prime Minister & Minister of State). Entsprechende Briefe wurden gleichzeitig auch an den damaligen Prime Minister Yukio Hatoyama und die damaligen Minister of Foreign Affairs Katsuya Okada, Minister of the Environment Sakihito Ozawa und Minister of Education Tatsuo Kawabata geschickt. Nicht nur in Japan wird der «Klimawandel durch Radioaktivität» schon lange produziert, aber in Fukushima wird er in diesen Tagen freigesetzt.
Aufgrund der Atomkatastrophe in Japan wird jetzt in vielen Ländern die Atomenergie grundsätzlich hinterfragt, denn eine solche Katastrophe könnte bei jedem Atomkraftwerk durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden. Endlich wird die Abschaltung der ältesten Reaktoren angekündigt oder vollzogen, endlich wird in Fernsehsendungen über die Möglichkeit zum Bezug von Naturstrom aus Erneuerbaren Energien informiert und
endlich wird begonnen konstruktiv über Energieeffizienz und den Aufbau der Erneuerbaren Energien zu diskutieren.
Dabei fällt jedoch auf, dass das Risiko der Radioaktivität zwar genannt aber noch immer nicht in einer verständlichen Grössenordnung quantifiziert wird. Die Bevölkerung wird nur informiert, dass "viel Radioaktivität" freigesetzt werden könne. Aber niemand sagt oder fragt "wieviel?", so dass die Bevölkerung noch immer zwischen "man sollte vielleicht abschalten" und "man könnte vielleicht mit besseren Sicherheitsvorschriften" in einer nebulösen Angst gehalten wird.
Politiker/innen und Energieminister/innen, obwohl u.a. im September 2009 durch die SolarPeace-Pressemitteilung «Klimawandel durch Radioaktivität» konkret informiert, kündigen vielfach nur eine Überprüfung der Sicherheitsstandards an, um die Reaktoren dann später ggf. mit erhöhten Sicherheitsvorschriften weiterhin zu betreiben oder gar neue Atomkraftwerke zu planen.
Es ist höchste Zeit, dass wir weltweit über die Kernfrage informieren und das Kernproblem vollständig bewusst machen:
Was produziert ein Atomkraftwerk?
1.) Radioaktivität
2.) Elektrizität
Bereits im April 2001 erklärte der US-Atomphysiker Richard L. Garwin vor dem Nuclear Control Institute in Washington die Menge Radioaktivität im Atomkraftwerk: «Da ein Reaktor an einem Tag ebenso viel Radioaktivität
produziert wie eine 50-kt Atomexplosion und der Brennstoff in einem Reaktor üblicherweise für durchschnittlich zwei Jahre dort war, enthält ein üblicher Atomreaktor in seinem Inneren die langlebigen Radioisotope von 30 Megatonnen Atomspaltung.»
Die Hiroshima-Atombombe entsprach einer 12.5 kt Atomexplosion. Somit produziert ein durchschnittliches Atomkraftwerk täglich eine Radioaktiviätsmenge entsprechend derjenigen von vier Hiroshima-Atombomben, was sich jedes Jahr auf Radioaktivität in der Grössenordnung von 1460 Hiroshima-Atombomben summiert. Im Atomreaktor befindet sich sogar Radioaktivität in der Grössenordnung von 2920 Hiroshima-Atombomben (die Produktion von zwei Jahren).
So beinhalten zum Beispiel die fünf Schweizer Atomkraftwerke zusammen eine Radioaktivitätsmenge entsprechend derjenigen von rund 10‘000 Hiroshima-Atombomben und bedrohen damit nicht nur die Schweizer
Bevölkerung, sondern auch die Bevölkerung der Nachbarländer.
Wir beginnen jetzt endlich zu erkennen, dass alle Entscheidungen zum Bau, zur Inbetriebnahme, zur Laufzeitverlängerung und zum Export von Atomreaktoren keine nationalen Entscheidungen sein dürfen. Alle
Entscheidungen zum Abschalten von Atomreaktoren können und müssen jedoch national getroffen werden. Wir beginnen auch zu erkennen, dass der Betrieb von Atomkraftwerken sowohl bestehende Verfassungsgrundsätze zur Erhaltung der Lebensqualität und der Lebensgrundlagen, als auch das Völkerrecht und die Menschenrechte missachtet.
Angesichts dieser Fakten ist die produzierte Elektrizität unrelevant und Atomenergie generell keine Option. Sobald wir uns dieser Fakten in ihrer vollen Konsequenz bewusst sind, sollte es möglich sein die Atomdiskussion zu beenden. Dann wird es auch besser gelingen sachlich und konstruktiv die besten Lösungen für eine zukunftsfähige Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz zu besprechen und ohne weitere Verzögerung zu realisieren.
US-Atomphysiker Richard L. Garwin resümiert: «Reaktorunfälle... zu schrecklich, um darüber nachzudenken.» womit er leider nicht nur recht hat, sondern auch das bisher fehlende verantwortungsvolle Nachdenken einiger politischer Entscheidungsträger anspricht. Alle Fakten und Probleme der Atomenergie waren auch schon vor der Atomkatastrophe in Japan bekannt. Es ist mehr als tragisch und letztlich die Folge des noch immer international anerkannten Rechts auf die so genannte "friedliche Nutzung der Atomenergie", dass wir erst jetzt nach dieser Atomkatastrophe wirklich ernsthaft über Reaktorunfälle und den Aufbau der Erneuerbaren Energien nachdenken.
Die Welt braucht jetzt dringend eine UN-Resolution für Sicherheit und Energie, welche die Regierungen verpflichtet:
(a) ihre Bevölkerungen über den «Klimawandel durch Radioaktivität» zu informieren;
(b) sicherzustellen, dass der Bezug von Naturstrom aus Erneuerbaren Energien im Vergleich zu Atomstrom keine Mehrkosten verursacht;
(c) sicherzustellen, dass geeignete Rahmenbedingungen für Investitionen in Erneuerbare Energien langfristig garantiert werden;
(d) auf die Inbetriebnahme neuer Atomkraftwerke zu verzichten;
(e) ein weltweites Verbot von Vermarktung und Bau neuer Atomkraftwerke zu unterstützen;
(f) die bestehenden Atomkraftwerke so rasch wie möglich stillzulegen;
sowie
(g) die bereits bestehenden radioaktiven Abfälle so sicher wie möglich zu lagern und permanent zu überwachen.
Die hier vorgeschlagene UN-Resolution wäre auch eine Grundlage für eine friedliche Lösung im Atomkonflikt mit dem Iran.
Bitte beachten Sie die vollständige Pressemitteilung zum «Klimawandel durch Radioaktivität» mit direkt verknüpften Quellenangaben auf:
http://SolarPeace.ch/20090807_KlimawandelDurchRadioaktivitaet.htm