Globale Wirtschaftsethik



Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit sind gefährdet,
weil unsere Wirtschaft nicht nachhaltig ist.
Unsere Erde „gehört“ allen, die darauf existieren, nicht nur den Reichen. Alle sollen von den Gütern unseres Planeten leben können und zwar nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Zukunft…
LEITSATZ
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Ethik ist das kritische Nachdenken über die Fragen nach dem guten Leben, dem gerechten Zusammenleben und dem verantwortungsvollen Handeln. Nachhaltig ist eine Wirtschaft , welche unter den Bedingungen der ökologischen Grenzen, der ökonomischen Knappheit und der gesellschaftlichen Geltung der Menschenrechte das Leben so gestaltet, dass zukünftigen Generationen die Chance haben, in einer uns vergleichbaren Weise nach Erfüllung des Lebens zu streben.
Ein Indikator der Lebensqualität in einer Volkswirtschaft ist der Wohlstand als Summe aller produzierten Güter und Dienstleistungen zu Marktpreisen im Inland (Bruttoinlandprodukt, BIP). Zugleich ist es ein Gradmesser für die Wirtschaftskraft und dient als Wohlstandvergleich (BIP durch Anzahl Einwohner).
Nur, die Umweltzerstörung als Folge des Wirtschaftswachstums, der stetige Rationalisierungsdruck in der Arbeitswelt oder die Hektik eines konsumorientierten Lebensstils lassen bei immer mehr Menschen Zweifel daran aufkommen, ob der wirtschaftliche „Fortschritt“ unsere Lebensqualität wirklich verbessert.
Es liegt an der Wirtschafts-Ethik, darüber grundsätzlich nachzudenken. Massstab dazu ist eine lebensdienliche Wirtschaft unter Beachtung der sozialen und ökologischen Rahmenbedingungen.
Zur Wohlstandsteigerung braucht es Wirtschaftswachstum. Es ist das Heilmittel, bei dem sich gesellschaftliche Probleme von selber lösen…, Wohlstand ohne Grenzen? Nur, eine Wirtschaft kann wegen ihren bekannten unerwünschten Nebeneffekten nicht unendlich wachsen. Was die Ressourcen aber anbetrifft, die auf unserer Erde begrenzt sind, zeigt derzeit noch keine Folgen. Der Markt – jedenfalls bei uns – funktioniert weiterhin so, als ob die natürlichen Ressourcen unbegrenzt wären. Sättigungstendenzen in einer Gesellschaft, die alles hat und die ungleiche Verteilung des Reichtums müssten eigentlich das Wachstum begrenzen.
Im Rahmen der Eintretensdebatte über die Klimapolitik nach 2012 hat Nationalrat Schweiger die geplante Reduktion des CO2 Ausstosses bis 2020 um 20 % gegenüber dem Referenzjahr 1990 in Frage gestellt. Er begründete dies mit folgenden Zahlen: Bis 2020 werde der Verkehr um + 50 Prozent, der Wohnraumbedarf um + 30 Prozent, der Wohnungsbau um + 20 Prozent, die Einwohnerzahl um + 25 Prozent…
Welche Schweiz wollen wir unseren Kindern und Enkel hinterlassen?
Wachstum um welchen Preis?
Und Massenproduktion und Massenkonsum haben dazu geführt, dass die natürlichen Kreisläufe in unserem Öko-System Erde durchbrochen werden. Luftverschmutzung, Ozonloch, Treibhauseffekt sind Stichworte dazu. Ein Ausweg aus diesem drohenden Desaster ist ein nachhaltiges Wirtschaften. Von diesem sind wir weit entfernt, wir leben auf zu grossem Fuss….  Auch erfüllen wir uns zunehmend unsere Sinnbedürfnisse über Konsum. Wir kaufen uns Identität und Glücksgefühle. Was aber passiert mit uns, wenn die Wirtschaft fallen würde? Wer fängt uns auf?
Wir leben über unseren Verhältnissen. Konkret führt unsere Lebensweise etwa zu einem Verbrauch von natürlichen Ressourcen wie Bodenschätzen, Erdöl, usw. die zukünftigen Generationen fehlen werden. Die natürliche Umwelt wird zunehmend zerstört. Zahlreiche Pflanzen-und Tierarten sind bedroht oder bereits ausgestorben. Unser Lebensstil hier in der Schweiz derzeit braucht etwa 5 Planeten (effektive Fläche 41000 km2, der Flächenbedarf zur nachhaltigen Produktion des heutigen Konsumniveaus ist 231000 km2 = 5,5mal, ökologischer Fussabdruck).
Unser Lebensstil ist so nicht zukunftsfähig bzw. umweltverträglich. Ein umweltverträglicher Lebensstil nach Garton Ash mit seinen Erkenntnissen vom globalen Ressourcenverbrauch und damit der Obergrenze von Wachstum hat die Kriterien Energieeffizienz, Konsistenz und Suffizienz.
Konsistenz meint vereinfacht eine Kreislaufwirtschaft, die keinen Abfall, Ausschuss oder Verlust und einem Minimum an Ressourcenverbrauch, auslöst.
Energieeffizienz bedeutet weniger Input an Energie und mehr Output bei der Produktion von Gütern bzw. Dienstleistungsangebot. Massstab für diese ist die sogenannte 2000-Watt-Gesellschaft. Als prestigeträchtiges Aushängeschild für eine Green Economy. Gemäss dem Beitrag des Tagesanzeigers vom 24.2.2011 hat Zürich und fünf weitere Schweizer-Energiestädte einen guten Start in den Marathon gleistet. Die energetische Dauerleistung liege bei rund 500 Watt pro Einwohner (landesweiter Durchschnitt von 6300 Watt. Das bedeutet: Pro Person brennen 63 Glühbirnen zu 100 Watt rund um die Uhr, also 8760 Stunden pro Jahr. Dieser hohe Energieverbrauch ist verbunden mit einem CO2-Ausstoss von 8,5 Tonnen pro Einwohner. Ziel ist, diesen Verbrauch auf 200 Watt herunter zu schrauben. Nur, die graue Energie fehlt in der Bilanz (Energieverbrauch für die Herstellung, Transport, Lagerung und Entsorgung des Produkts. Auch ist die Mobilität – z.B. Flüge – in der Buchhaltung nicht erfasst. Gravierender ist der Umstand, dass die 200o Watt-Gesellschaft steht oder fällt mit der Bereitschaft der Bevölkerung, sie auch zu leben. Eine Gesellschaft, die sich alles leisten kann und zunehmend leistet, komme einer Provokation nahekommt: Verzicht (Suffizienz).Und… eine Gesellschaft, die keinen echten Fortschritt mehr leistet, unterliegt dem sogenannten Rembound-Effekt (Abprall). Das heisst, der technische Fortschritt bzw. etwa eine Energie-Einsparung bei einem Auto mit weniger Benzinverbrauch (Energieeffizienz) wird laufend durch Zuwachs an Grösse, Leistung und Ausstattung zunichte gemacht.  
Suffizienz bedeutet eine Obergrenze an Bedürfnissen. Suffizienzbedeutet kein Zurück in die Steinzeit, sondern einen Mehrwert an Lebensqualität, in der eine Sensibilität für unsere einzige und verletzliche Erde zu einem gemeinsamen solidarischen Handeln führen soll).                                                                                                       „Masslosigkeit oder hin zu einem global verträglichen Lebensstil“ war der Titel zum 1. Ethik-Forum-Luzern 2010. Eine der Referentinnen war die Benediktinerin M. Benedetta Selene Zorzi. Sie vertritt die Ansicht, dass die antike spirituelle Weisheit der Regeln des heiligen Benedikts ein Lebensentwurf sein könnte, die der Erde eine Zukunft garantieren kann. Benedikt gründet einen Lebensstil, indem er dem Leben ein Mass gibt.  Nino Paech, Wirtschaftswissenschaftler am Lehrstuhl Produktion und Umwelt (PUM) an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, schreibt in seinem ausgezeichneten Beitrag „Die Legende vom nachhaltigen Wachstum- ein Plädoyer für den Verzicht“ im Le Monde diplomatique, September 2010: „Würden wir ein Welt vermissen, in der man sich zwischen drei Dutzend Fernsehprogrammen, Internet, DVD, Kino und anderen Zerstreuungen glaubt entscheiden zu müssen und in der der Spass zum Freizeitstress wird. Er fragt sich, ob es nicht schöner wäre, wieder mehr selbst zu gestalten? Mehr Zeit für die Kinder zu haben. Endlich mal wieder selbst Musik zu machen oder zu kochen, dem Nachbarn zu helfen oder sich ehrenamtlich zu engagieren.
Bedingung wäre ein entschleunigter Lebensstil. Ein nachhaltiger  – global verträglicher Lebensstil muss eine Kunst der Reduktion unserer Bedürfnisse werden. Sie bedingt eine Genügsamkeitsstrategie. In einem ersten Schritt wird die verzweifelte Suche nach weiteren Steigerungen von Güterwohlstand mit einer Gegenfrage konfrontiert: Welcher Plunder, der nur wachstumsabhängig ist, liesse sich über Bord werfen? In einem zweiten Schritt müssten nichtkommerzielle Versorgungsaktivitäten reaktiviert werden: Eigenarbeit, handwerkliche Fähigkeiten, (urbane) Subsistenz, Community-Gärten, Tauschringe, Netzwerke der Nachbarschaftshilfe, Verschenkungsmärkte, gemeinschaftliche Nutzung von Geräten sowie regionale Kreisläufe auf Basis zinslos umlaufgesicherter Komplementärwährungen würden zu einer graduellen Deglobalisierung verhelfen.
Würden diese Strategien mit einer Halbierung der durchschnittlichen Erwerbsarbeit kombiniert, bräuchte der auf Geldwirtschaft und industrieller Arbeitssteilung nur halb so gross zu sein. Zudem wäre er so umzugestalten, dass die Neuproduktion von Gütern eine eher untergeordnete Rolle spielte. Der Focus läge auf dem Erhalt, der Um-und Aufwertung vorhandener Produktbestände und Infrastrukturen und auf der längeren und intensiveren Nutzung von Gegenständen. (langlebige Güter). Zudem wären Elemente einer Geld- und Bodenreform sowie die Einführung individueller Kohlendioxidbilanzen notwendig.
Eine derartige Postwachstumsökonomie wäre genügsamer, aber auch stabiler und ökologisch weitaus verträglicher. Und sie würde auch viele Menschen entlasten, denen im Hamsterrad der materiellen Selbstverwirklichung ganz schwindelig wird
Wir fragen: Wieso wird nicht endlich in der Politik die Frage gestellt, wieso wir immer mehr haben müssen?
Wir fragen: Haben viele von uns nicht schon beinahe alles? 
Wir fragen: Wann ist es denn eigentlich genug? Eine nachhaltige Wirtschaft hätte es doch nicht nötig, uns  immer noch mehr einzutrichtern, dass wir „es uns Wert sind“ dieses und jenes auch noch zu kaufen.
Denn sie würde begreifen, dass ein hedonistisches Verhalten ungesund ist, für den Betroffenen und die Gesellschaft, und nicht zuletzt für die Mitlebewesen.
Wir fragen: Ist unser moderner Fortschrittsbegriff überhaupt noch haltbar?
Wir fragen: Brauchen wir zur Zielerreichung sogar ein revolutionäres Umdenken in Sachen Ökologie?
Wir fragen: Brauchen wir Bildungsstätten/Think Tankfabriken, die neue Gesellschaftsentwürfe denken?
  
Siehe dazu unser Projekt: Stiftung
„Den Kindern gehört die Zukunft Förderung eines Instituts für neue Gesellschaftsmodelle/Visionen an der UNI/Fachhochschulen der Zentralschweiz.
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